Pädagogik

In unserer Wiegestube werden Kleinkinder im Alter zwischen 0 und 3 Jahren betreut. Wir sehen es als unsere Aufgabe an, dem kleinen Kind einen möglichst optimalen Entwicklungsraum zu bieten und jedem Kind die zu Zeit geben, die es braucht, um Urvertrauen in Selbstvertrauen zu wandeln.

Dabei arbeiten wir auf der Basis der Grundlagen der Waldorfpädagogik Rudolf Steiners, erweitert um die Erkenntnisse aus den Forschungsarbeiten von Emmi Pikler (Details hierzu finden Sie unter Pikler Kleinkindpädagogik).

Wichtige Voraussetzungen für eine gesunde Entwicklung sind:

  • ein geregelter Tageslauf
  • achtsame Pflege
  • freie Aktivität in Spiel und Bewegung
  • professionelle Haltung der Erzieherinnen
  • genügend Zeit für Eingewöhnung und Bindungsaufbau
  • Schlafen in der Wiegestube
  • Ernährung

Eine offene und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit den Eltern ist uns ein großes Anliegen. Wir bieten daher regelmäßig Sprechstunden und – wenn gewünscht – auch Hausbesuche an. Alle 6 Wochen veranstalten wir Themenelternabende.

Das kleine Kind wird von uns als individuelle kompetente Persönlichkeit behandelt, die uns Signale über ihr Wohlbefinden gibt. Mit ruhiger, liebevoller Sprache werden die pflegerischen Handlungen vorbereitet und es wird ihm Zeit zum Mittun gegeben. Wir wollen mit den Gedanken ganz beim Kind sein, ruhige Hände durch Gesten sprechen lassen, das Tun auch sprachlich begleiten, ankündigen, was getan werden soll und antworten auf die gestischen und lautlichen Äußerungen des Kindes. Dem Kind wird Zeit zum Mittun gegeben, so dass intensive Beziehungspflege stattfindet.

Unsere Wickelbereiche sind so gestaltet, dass größere Kinder nicht gegen ihren Impuls liegend gewickelt werden müssen, sondern auch im Stehen gewickelt werden können.

Der Pflegebereich ist durch ein sog. Spielgitter abgetrennt, so dass die Pflege ungestört verlaufen kann, ohne dass die Erzieherin die übrigen Kinder aus dem Blick verliert. Die spielenden Kinder nehmen die Erwachsenen gleichzeitig als tätige Menschen wahr. Dieses Tätigsein regt sie über die Nachahmung zur eigenen Aktivität an. Die Kinder werden in immer wiederkehrender Reihenfolge gewickelt und wenn nötig natürlich auch zwischendurch. Jedes Kind hat seine Hauptbezugsperson, die es eingewöhnt hat, die mindestens einmal am Tag seine Pflege übernimmt und seine Entwicklung aufmerksam begleitet.

Die Zeiten zwischen Pflege, An- und Ausziehen, Essen und Schlafen stehen den Kindern zum freien Spiel zur Verfügung.

Spielmaterialien wie Bauklötze, Tücher, Becher, Körbe, Töpfe und einfache Puppen werden je nach Entwicklung zum (Be)Greifen und Erforschen physikalischer Gesetzmäßigkeiten, zum symbolischen Spiel und – mit zunehmendem Alter – zu fantasievollem Nachspielen von Alltag und Erlebnissen verwendet.

Kinder suchen sich Bewegungsherausforderungen. Sie probieren beispielsweise an Treppen oder Baumstämmen und wir erleben, wie sie sich selbst das zumuten, was sie sich auch zutrauen. Wir bringen die Kinder nicht in Positionen, die sie noch nicht selbst erlangen können und tragen sie nicht, wenn sie selbst ein Ziel erreichen können und möchten. Die Erzieherinnen sorgen dafür, dass keine gefährliche Situation entsteht.

Bei Spiel und Bewegung lernt das Kind sich selbst und die Gesetze der Welt kennen. Auch lernt es aushalten, wenn etwas nicht sofort gelingt. Die Erfahrung, dass Ausdauer und unermüdliches Üben zum Erfolg führen, nimmt das Kind für sein ganzes Leben mit.

Die Zeit der Eingewöhnung ist für Kind, Eltern und Erzieherin eine Zeit der Ungewissheit, starker Gefühle und des gegenseitigen Kennenlernens. Ohne angemessene Beteiligung eines Elternteils wird es den Kindern nicht ohne weiteres möglich sein, den Übergang in die „außerfamiliäre“ Betreuung gut zu meistern.

In einem ausführlichen Gespräch zwischen Bezugserzieherin und den Eltern stellen wir unser Eingewöhnungskonzept vor und verabreden mit den Eltern die einzelnen Abschnitte. Je entspannter und problemloser die Eingewöhnungszeit verläuft, desto sicherer wird ein Kind seinen Platz in der Wiegestube finden und annehmen. Deshalb geben wir jedem einzelnen Kind die von ihm benötigte Zeit.

Selbstverständlich sind Erzieherinnen und Eltern während der Eingewöhnungszeit in engem Kontakt miteinander und korrigieren oder passen die Verabredung ggf. den Bedürfnissen des Kindes an. Eine gelungene Eingewöhnung, die durchaus 6 Wochen dauern kann, ist die beste Voraussetzung für eine weitere vertrauensvolle Zusammenarbeit zum Wohle des Kindes.

Nach einem aktiven Vormittag im Freispiel und im Garten ist die Ruhephase im wohligen Bett wichtig für das Kind. Es kann neue Kräfte sammeln für den weiteren Tag und Vergangenes verarbeiten.

Jedes Kind hat sein eigenes Bett. Die Kinder werden nach ihrem individuellen Schlaf-Wachrhythmus bzw. nach dem Abschlusskreis von ihrer Erzieherin zu Bett gebracht. Jedes Kind hat sein Schlaflied, das am Bett des Kindes gesungen wird und dem Kind hilft, zur Ruhe zu kommen.

Unsere Mahlzeiten werden täglich frisch und aus qualitativ hochwertigen Nahrungsmitteln zubereitet. In der Regel benutzen wir keinen raffinierten Zucker; das Essen ist vegetarisch. In Absprache mit den Eltern nehmen wir auf Unverträglichkeiten und individuelle Rhythmen der Kinder Rücksicht.

Je nach Alter nimmt das Kind an unseren gemeinsamen Mahlzeiten teil. Das Erlernen des selbständigen Essens begleiten wir respektvoll und aufmerksam. Unsere gemeinsamen Mahlzeiten beginnen und enden mit einem Lied bzw. Spruch. Für jedes Kind liegt ein warmer Waschlappen vorbereitet am Tisch, damit es sich nach dem Essen Mund und Hände selbständig sauber machen kann. Essen soll Freude sein und die Erfahrung von Sinnlichkeit und Genuss ermöglichen.

Die wiederkehrende Einfachheit des Ablaufs birgt für die Erzieherin die Gefahr der Routine, der Wahrnehmungsanspruch die Gefahr der Überforderung. Ferner spricht das kleine Kind in der Erzieherin die mütterlichen Gefühle an.

Hier beginnt die Selbsterziehung: die Erzieherinnen achten darauf, diese Gefühle an sich zu beobachten und bewusst damit umzugehen, damit es nicht zu Übertragungen kommt. Ein vertrauensvolle und offene Atmosphäre im Kollegium ermöglicht es, sich zu reflektieren und gegenseitig zu helfen.