Häufige Fragen

Waldorfpädagogik ist so viel mehr als „den Namen tanzen“ und Waldorfschulen sind keine „elitären Schulen nur für Reiche“!

Nachfolgend finden Sie Antworten auf häufige Fragen und Fakten zu typischen Vorurteilen zu Waldorfschulen und Waldorfpädagogik.

Darüber hinaus laden wir Sie herzlich ein, sich in einem persönlichen Gespräch oder bei einem Besuch unserer zahlreichen Veranstaltungen selbst ein Bild von unserer Schule zu machen!

Waldorfschulen stehen grundsätzlich allen Kindern offen – unabhängig von Religion, Hautfarbe, Geschlecht oder Einkommen der Eltern. Nach ausführlichen Informations-Elternabenden findet für jedes Kind ein Aufnahmegespräch an der Schule statt. Auch in höhere Klassen können Schüler als Quereinsteiger aufgenommen werden.

Waldorfschulen sind staatlich anerkannte Schulen in freier Trägerschaft. Weitere Schulen in freier Trägerschaft sind z.B. Schulen in kirchlicher Trägerschaft. Anders als für staatliche Schulen werden die Kosten für Schulen in freier Trägerschaft nicht in voller Höhe vom Staat übernommen. Daher muss Schulgeld erhoben werden.

Die Höhe der staatlichen Zuschüsse und das Schulgeld sind auf Landesebene im Privatschulgesetz geregelt. In Baden-Württemberg dürfen nach der Novellierung des Privatschulgesetzes seit 01.08.2018 im Schnitt pro Kind und pro Monat maximal 160 € Schulgeld erhoben werden. Dieser Betrag wird mit dem vom Statistischen Landesamt Baden-Württemberg ermittelten Verbraucherpreisindex, beginnend ab dem Jahr 2018, fortgeschrieben.

Details zum Schulgeld, Rabatte für Geschwisterkinder und mögliche Zuschüsse für Familien mit geringem Einkommen finden Sie unter  Schulgeld

Nein, die Waldorfschule ist eine Schule für alle Begabungsrichtungen. Wenn Waldorfschüler malen, zeichnen, musizieren, singen, plastizieren oder bildhauen, geht es dabei nicht so sehr um das Ergebnis, als vielmehr um den Prozess. Dabei üben die Kinder und Jugendlichen eine Vielzahl von Fähigkeiten über das reine künstlerische Gestalten hinaus. Waldorflehrer sind bestrebt, den Verstand, die Kreativität und die Persönlichkeit ihrer Schüler gleichwertig zu entwickeln.

Nein. Für Kinder, die Teilleistungsschwächen oder Verhaltensstörungen haben, gibt es – wie im staatlichen Schulsystem auch – besondere Waldorfschulen: die heilpädagogischen Förderschulen. An Waldorfschulen, die nicht ausdrücklich solche Sonderschulen sind, lernen Kinder aller Begabungsrichtungen wie an den staatlichen Schulen auch, nur dass hier neben intellektuellen Fähigkeiten verstärkt und gleichwertig auch soziale und handwerklich-künstlerische Fähigkeiten angesprochen werden.

Das ist von Schule zu Schule verschieden. Aber es ist richtig, dass eine Klasse bis zu 38 Schüler stark sein kann. In vielen Fächern werden die Klassen dann allerdings in zwei oder drei Gruppen geteilt. Die Klassen der Freien Waldorfschule auf der Alb haben i.d.R. maximal 32 Schüler.

Kinder, die sich in einem Fach leichter tun, helfen denen, die es schwerer haben. Schülern, die ganz besonders schnell auffassen, geben die Lehrer schwierigere Zusatzaufgaben. In einer großen Klasse entsteht durch die Vielzahl der unterschiedlichen Persönlichkeiten, Temperamente und Eigenschaften der Kinder über 12 Schuljahre eine soziale Gemeinschaft, in der die jungen Heranwachsenden einander respektieren lernen.

Auch wenn Waldorfschulen in der Unter- und Mittelstufe auf Noten verzichten, korrigieren die Lehrer selbstverständlich alle Schülerarbeiten und formulieren individuelle Beurteilungen. In den Zeugnissen gehen die Lehrer ausführlich auf die Persönlichkeitsentwicklungen und auf die Lernfortschritte ihrer Schüler ein. Die Waldorfpädagogik richtet sich nach den Entwicklungsphasen der Kinder und Jugendlichen. Deshalb ist nicht der Wissensstand, sondern die Gesamtentwicklung entscheidend. Von der ersten bis zur zwölften Klasse bleiben die Schüler nach Möglichkeit selbst dann in einer festen Klassengemeinschaft, wenn ihre Leistungen vorübergehend nachlassen. Niemand bleibt sitzen.

Da der Waldorfschulunterricht auf die jeweilige Entwicklungsphase der Schüler abgestimmt und sehr lebensnah gestaltet ist, stellt sich dieses Problem selten. Initiative entwickeln die Kinder und Jugendlichen nicht aufgrund von Leistungsdruck, sondern aus einer gesunden Motivation heraus.

Die Praxis zeigt, dass gerade Waldorfschüler von Ausbildenden besonders geschätzt werden. In einer Schule, die nicht nur die intellektuellen Fähigkeiten anspricht, können sich Schlüsselqualitäten wie Teamfähigkeit, Kreativität und die Fähigkeit, prozessual zu denken, vom ersten Schultag an entwickeln. Waldorfschüler studieren und arbeiten erfolgreich in allen Studien- und Berufsfeldern.

In den einzelnen Bundesländern gelten hierzu unterschiedliche Bestimmungen. Die Freie Waldorfschule auf der Alb bietet folgende Abschlüsse an: Hauptschulabschluss ab der 9. Klasse, Realschulabschluss nach der 12. Klasse, Fachhochschulreife nach der 12. Klasse und Abitur nach der 13. Klasse. Alle Abschlüsse sind den staatlichen Abschlüssen rechtlich gleichgestellt.

Nein. Waldorflehrer bauen in der Unterstufe ein von „liebevoller Autorität“ geprägtes Verhältnis zu ihren Schülern auf. Kinder suchen ihre Grenzen. Nur wenn sie ihre Grenzen von den Erwachsenen erfahren, fühlen sie sich einerseits sicher und erleben sich andererseits als eigene Persönlichkeit. Im Laufe der Schulzeit wandelt sich das Lehrer-Schüler-Verhältnis mit der Entwicklung der Heranwachsenden.

In einer Gemeinschaft, die von Beständigkeit und Rhythmus geprägt ist, können Kinder sich gesund entfalten. Um ihnen darin eine verlässliche Stütze zu sein, begleitet ein Waldorf-Klassenlehrer seine Klasse nach Möglichkeit acht Jahre lang durch den Hauptunterricht, der die ersten beiden Stunden eines Schulvormittags in Form von Epochenunterricht umfasst. Dabei lernt er seine Schüler sehr gut kennen und kann individuell auf ihre Stärken und Schwächen eingehen (siehe auch  Klassenlehrer an einer Waldorfschule).

In den ersten beiden Stunden eines Schulvormittags behandeln Waldorflehrer ein Stoffgebiet in Epochen über mehrere Wochen hinweg. So haben die Schüler zum Beispiel drei Wochen lang jeden Tag zwei Stunden Geschichte, dann wieder drei Wochen lang zwei Stunden Mathematik, usw. Sie können sich auf diese Weise intensiv mit einem Stoffgebiet verbinden.

Die handwerklichen Fähigkeiten, die sich die Jugendlichen über die gesamte Schulzeit hinweg haben aneignen können, werden ab Klasse 7 durch mehrere Praktika ergänzt (siehe  Klassenfahrten & Praktika). Dabei liegt der eigentliche Sinn der Praktika nicht primär in der Berufsfindung, sondern im Entwickeln und Üben sozialer und persönlicher Fähigkeiten. In der Freien Waldorfschule auf der Alb in Engstingen gehört das  Große Betriebspraktikum zum besonderen Profil der Schule.

Die Waldorfschule ist konfessionell nicht gebunden. Zunächst entscheiden die Eltern, welchen Religionsunterricht ihr Kind besucht, später entscheiden die Jugendlichen selbst. Rudolf Steiners geisteswissenschaftliche Erkenntnisse sind nicht Gegenstand des Unterrichts.

Eurythmie ist eine Bewegungskunst, die an Waldorfschulen in allen Klassen unterrichtet wird. Im Unterschied zu gymnastischen, pantomimischen oder tänzerischen Bewegungen, die völlig frei gestaltet werden können, gibt es in der Eurythmie für jeden Buchstaben und jeden Ton eine ganz bestimmte Gebärde. In der Lauteurythmie stellen die Schüler zum Beispiel dar, was in einem Gedicht an Lauten und in der Toneurythmie, was in den Tonintervallen einer musikalischen Komposition lebt.

An der Waldorfschule stehen die naturwissenschaftlichen Fächer gleichgewichtig neben allen anderen Unterrichtsfächern. Das Fach Technologie/Informatik ist Bestandteil an der Waldorfschule, wobei die Pädagogen Wert darauf legen, dass sich die Kinder – bevor sie die virtuelle Welt kennen lernen – zunächst mit der realen Welt vertraut machen und in ihr ihre sozialen, kreativen und kommunikativen Fähigkeiten entwickeln. Spätestens in der Oberstufe ist der Umgang mit der Soft- und Hardware für Waldorfschüler eine Selbstverständlichkeit.

Eine empirische Studie von 2012 zu Schulqualität und Lernerfahrungen an Waldorfschulen finden Sie hier:  Bildungserfahrungen an Waldorfschulen (2012)