Rückblick: Schüleraustausch Voreppe der 8. Klasse

Im Rahmen unseres Schüleraustauschs mit unserer Partnerschule in Voreppe im November 2019 haben wir u.A. den Palais idéal du facteur Cheval besucht und erzählen hier

L’histoire du palais idéal du facteur Cheval (1836-1924)
Die unglaubliche Geschichte des Briefträgers Ferdinand Cheval

Ferdinand Cheval, der Briefträger, lebte mit seiner Frau und seinem Sohn am Rande des Dorfes Hauterives in der Region Rhone-Alpes. Jeden Tag lief er seine gewohnte, ca. 32 km lange Strecke durch die Berglandschaft, um Briefe auszutragen. Er war viel alleine draußen in der Natur und galt als etwas sonderbar.

Nachdem seine Frau starb und ihm von Verwandten der Sohn weggenommen wurde, da man ihm das Kindererziehen nicht zutraute, änderte er seine Route. Auf seinem neuen Weg lernte er eine junge Frau kennen, die in einem abgelegenen Haus wohnte. Wenn er, endlich oben angekommen, eine Pause machte, brachte sie ihm einen Krug Wasser und etwas Brot. Sie glaubte nicht alles, was die Leute über ihn sagten, sondern machte sich ein eigenes Bild von ihm. Sie verliebten sich und heirateten. Einige Zeit später bekamen sie eine Tochter: Alice. Er wusste nicht, wie er mit dem Kind umgehen sollte und irgendwann fing er an, ihr, um sie zu beruhigen, ausgedachte Geschichten zu erzählen. Meist handelten sie von orientalischen Prinzessinnen oder Zauberern aus fernen Ländern, wie er sie manchmal auf Postkarten sah.  Von seinen täglichen Wanderungen durch die Berge brachte er immer wieder Steine mit nach Hause, die von besonderen Plätzen stammten, eine besondere Form hatten oder ihm sonst irgendwie aufgefallen waren. Er fing an, daraus einen Palast zu bauen – im Gemüsebeet seiner Frau.

Er arbeitete stetig daran –  jeden Tag noch nach Feierabend und am Wochenende. Irgendwann erfuhr die Presse von dem mittlerweile riesigen steinernen Schloss mit seinen bizarren Türmen und Säulen. Sein Sohn las die Berichte auch, sammelte sie und wollte seinen Vater besuchen. Das tat er auch und als er mit seiner Schneiderlehre fertig war, zog er mit seiner Familie wieder zurück in die Nähe von Hauterives.

Cheval liebte seine Tochter Alice sehr und es war ein schwerer Schlag für ihn, dass sie bereits mit 15 Jahren starb. Auf den Grabstein der Familie schrieb er: „Alice amèrement regretée“. Das heißt in etwa: Alice bitterlich vermisst. Er war so verzweifelt, dass er sich sogar umbringen wollte. Doch seine Frau brachte ihn zur Vernunft und dazu, an dem Schloss weiter zu bauen. In dieser Zeit besuchte ihn sein Sohn immer häufiger und benannte sogar eine seiner beiden Töchter nach seiner Halbschwester Alice.

Immer mehr Fremde kamen, um sich das Schloss anzusehen. Es war mittlerweile schon eine kleine Touristenattraktion geworden.

Da starb auch sein Sohn. Und einige Jahre später seine Frau.

Verspottet von den einen, kritisiert von den anderen hat Ferdinand Cheval insgesamt 33 Jahre, 10.000 Tage und 93.000 Stunden an seinem Traumpalast gebaut. Doch auch als er mit dem Schloss soweit fertig war, hörte er nicht auf mit Bauen und baute ein Grabmal um das Grab von Alice.

Seine Enkelin Alice war mittlerweile bereits erwachsen und feierte ihr Hochzeitsfest in seinem Schloss, wie sie es ihm immer gesagt hatte, als sie noch klein war.

Ferdinand Cheval starb friedlich und im hohen Alter.

Lucy Herklotz & Emely Soltic, Klasse 8