„Bergwelt im Wandel“ – Reiseeindrücke
Für unser Feldmess-Geographiepraktikum waren wir als Klasse vom 12.-19. Juli 2019 in der Schweiz (Bergell), nicht weit von der italienischen Grenze entfernt, auf der Fornohütte, hoch über dem Fornogletscher.
Ausgerüstet mit Wanderschuhen und vollgepacktem Rucksack ging es am Freitagmorgen los. Über 6 Stunden waren wir im Bus unterwegs und konnten dann unsere Unterkunft am Malojapass beziehen. Am Nachmittag machten wir eine kleine Erkundungstour, entdeckten unter anderem die römischen Wagenspurrillen auf der historischen Passstraße und über 10m tiefe Gletschertöpfe; – riesige, plastisch ausgeschliffene Strudellöcher, die unter dem Gletschereis entstanden sind. Am Abend spielten wir auch Volleyball und ließen den ersten Tag der Fahrt beim gemeinsamen Singen mit Gitarrenbegleitung ausklingen.
Am nächsten Morgen schulterten wir unsere Rucksäcke und machten uns bei angenehmen Temperaturen auf den Weg zur Fornohütte. Der letzte Aufstieg war steil und anstrengend und wir waren froh, als plötzlich die Fornohütte in unseren Blickwinkel geriet und wir unsere Zimmer beziehen konnten.
Insgesamt verbrachten wir 6 ganze Tage dort und wurden für diese Zeit von dem Hausteam sehr freundlich und offen aufgenommen. Außerdem bekamen wir jeden Abend ein leckeres Essen. Mittags ernährten wir uns zunächst von den selbst hochgeschleppten Broten; später vom Hüttenbrot.
Tagsüber waren wir in zwei verschiedenen Gruppen eingeteilt. Der eine Teil der Gruppe führte in der Nähe der Hütte und unten am Fornogletscher rechtwinklige Koordinierungen sowie Längen- als auch andere Winkelmessungen durch, während der andere Teil der Klasse bei verschiedenen Exkursionen und theoretischen Unterrichtsstunden die Landschaft in den Alpen kennenlernte. Nach drei Tagen wurden die Gruppen getauscht, so dass jeder die Möglichkeit hatte die beiden Bereiche kennenzulernen.
Am späten Nachmittag und Abend gab es auch freie Zeit für Gemeinschaftsspiele oder zum Singen. Nachdem der Küchendienst am Abend erledigt war, musizierten wir mit Gitarrenbegleitung – oft auch noch zusammen mit dem jungen, sympathischen Team der Fornohütte. Auch aus diesem Grund hatte es sich wirklich gelohnt die zwei Gitarren auf den 2574m hohen Berg zu tragen.
Während des Aufenthaltes in der Schweiz konnten wir sogar Murmeltiere und Steinböcke in freier Wildbahn erleben. Weitere Highlights waren das Baden im Eissee, ein farbintensiver Regenbogen, ein Gewitter im Hochgebirge, Neuschnee und Schneeballschlacht im Hochsommer und die Gletschertour, bei der wir die Einwirkungen des Eises auf die Natur kennenlernten.
Wie sehr hatte sich die Gletscherlandschaft in den letzten 150 Jahren verändert: knapp 3 km hatte sich der Gletscher schon seitdem zurückgezogen; doch wirkt er immer noch gewaltig. Riesige, zimmergroße Felsblöcke werden auf ihm zu Tal transportiert. Hinten im Gletscherkar bestaunten wir die bizarre Bergkulisse der Granitberge. In dem Granit befanden sich auch Felsschollen von Fremdlingsgesteinen, die einst in den heißen Magmenkörper tief unter den Alpen eingedrungen waren: z.B. Reste schwarzer ozeanischer Kruste oder auch strahlend weiße Marmore.
Am Abreisetag brachen wir früh auf; erreichten nach einer Woche Fels- und Eislandschaft wieder die grünen Bergwälder und konnten uns nochmals in einem idyllischen Bergsee abkühlen, bevor wir die lange, heiße Busfahrt ohne Klimaanlage antraten und abends wieder an der Schule ankamen.
In der darauffolgenden Woche arbeiteten wir im Unterricht die Messergebnisse und geographischen Themen auf, um sie den Eltern zu präsentieren. Wir verglichen unsere Ergebnisse mit dem Vorjahr und berechneten, dass der Fornogletscher seit 2018 um ganze 38,75 m zurückgegangen ist! Dabei wurde uns deutlich, wie wichtig es ist, den Klimawandel an Hand des Gletscherrückgangs zu beobachten und zu protokollieren.
Alles in allem war die Woche auf der Berghütte am Gletscher eine sehr interessante und eindrucksvolle Erfahrung und wir denken gerne an diese besondere Klassenfahrt zurück.
Einige unseren schönsten Fotos finden Sie hier Feldmesspraktikum am Fornogletscher (2019)
Anouk Haap, Klasse 10